Coco Bodu Hithi November/Dezember 2015

Malediven die 10., ein kleines Jubiläum. Die Feierlaune stellte sich nicht sofort ein, war doch die ursprünglich gebuchte Insel (Drift Thelu Veliga) nicht fertig geworden und so erfolgte die Umbuchung auf Coco Bodu Hithi, eine Insel, die ansonsten weder optisch noch preislich in mein "Beuteschema" gehört hätte. Etwas mit Vorbehalten behaftet erfolgte also die Anreise im bequemen Speedboot, Transferzeit ca. 40 Minuten, vorbei an den "alten Bekannten" Thulhagiri, Bandos, Ihuru und Banyan Tree. Großes Empfangskomitee am Jetty inkl. handshake mit dem General Manager, feuchte Tücher, Eistee, Formalitäten (in Englisch). Auf dem anschließenden kleinen Inselrundgang wurden wir über die einzelnen Facilities informiert und erhielten die Beach Villa 318 auf der "guten" Inselseite mit Ausrichtung nach Osten.

 

ZIMMER
Wie bekannt, die Villen sind riiiießig (daher deutliches Upgrade zu Drift Thelu Veliga, da wäre unsere Beachvilla 1/3 davon gewesen), zwei Terrassen (eine private, völlig sichtgeschützt mit kleinem Pool, Außendusche und Cabana, eine weitere zum Strand hin mit großzügiger, regenfester Überdachtung, Tisch, Stühlen, Liegen und weiterer Cabana). Am Strand nochmals zwei Liegen unter schattigen Büschen oder bei den Villen > 322 auch mit schattenspendendem Sonnensegel. Innenraum der Villa mit Holzfußboden, oberer Teil mit Bett mit Blick zur Innenterrasse, freistehender Badewanne, zwei separaten Kleiderschränken für sie und ihn mit FlipFlops im Bodu Hithi Style für sie und ihn, Waschbecken frei im Zimmer hinter dem Bett. Separates WC/Bidet mit Milchglasabtrennung zum Zimmer sowie separate Dusche. Sehr umfangreich ausgestattete Minibar mit Möglichkeit der kostenlosen Nespresso/Tee-Zubereitung. Safe (seit unserem Aufenthalt auch wieder mit frischen Batterien, ich habe dem Techniker beim Einbau geholfen ;)). Unterer Teil der Villa mit TV/Hifi und großer Sofaecke. WLAN im Zimmer, kostenlos.
Was kann da noch fehlen? In meinem Fall: Zwei Dinge. Zum einen hätte ich mir eine Wäscheleine oder irgendeine andere Art des Trockengestells zum Aufhängen von nasser Wäsche gewünscht, wir haben aus Mangel an Alternativen die Holzstrebenüberdachung der unteren Cabana genutzt. Zum anderen ermöglichte die Toilette wenig Privatssphäre. Problem Nr. 1: Die Milchglasscheibe, Problem Nr. 2: Die Tür, die durch einen Kontruktionsfehler immer einige cm weit auf stand...
Richtig eklig war ehrlich gesagt die Innendusche. Durch einen Konstruktionsfehler befand sich der Abfluss nicht an der tiefsten Stelle. So sammelte sich in der Mitte der Dusche immer eine Pfütze, die dort auch über mehrere Stunden stehen blieb und einen dauerhaften Modergeruch verbreitete, wenn man die Duschtür nicht immer offen ließ.
Die in anderen Reiseberichten vielbescholtene laute Klimaanlage stellte für uns kein Problem dar. Vor dem Schlafen gehen schalteten wir sie aus und den leisen Ventilator über dem Bett ein, bis morgens blieb das Zimmer schön kühl.
Wir hatten eine Monster-Kakerlake im Zimmer, die wir todesmutig mit dem bereitgestellten Insektenvernichtungsmittel selbst erlegt haben, ansonsten bis auf viiiiiiele Ameisen und Stechmücken auf der Außenterrasse keine Beanstandungen.

 
INSEL

Wie aus anderen Reiseberichten bereits bekannt: Die Insel hat zwei Gesichter: Der schöne, teils sogar recht breite Strand auf der Ostseite sowie der nicht vorhandene, mit unschönen Sandsackkonstruktionen und Mauern abgesicherte Strandbereich im Westen. Im Inneren ist die Insel dschungelartig grün, viele Büsche und Bäume, unter denen auch nicht geharkt wird und daher alles sehr naturbelassen wirkt.
Der Infinitypool wirkt kahl und deplatziert. Am schönsten sieht er noch im Dunklen aus, wenn die eingebauten kleinen bunten LEDs leuchten. Die im Meer errichteten Mauern sind gerade bei Ebbe deutlich zu sehen.

Es gibt eine Arztstation, einen Billard/Tischtennis-Raum, die Meeresbiologin, ein Watersports-Center (zum Glück wird die offerierte motorisierte Bespaßung kaum genutzt...) und ein Divecenter, alle ziemlich mittig auf der Insel rund um die Rezeptionsgebäude und den Shop verteilt. Auch ein Juwelier ist vorhanden - wer auch immer da einkauft. Im Staff-Bereich steht der Generator, dieser war im Bereich unseres Zimmers auch deutlich zu hören. Gestört hat das ehrlich gesagt nicht, nur an einem Tag roch es aufgrund der Betankung sehr unangenehm nach Diesel, auch im Garten Richtung Strand vor dem Bungalow, das war lästig.

Das Abwasser wird wie auf allen anderen Inseln auch ins Meer geleitet, auf Bodu Hithi befindet sich das Abwasserrohr auf Höhe des Aqua-Restaurants. In diesem Bereich war die Fischvielfalt groß und das Wasser immer deutlich durch eine "braune Wolke" gefärbt.
Es gibt einen Volleyballplatz im Inselinneren und ein kleines Gewächshaus für Orchideen.

PUBLIKUM

Überwiegend asiatisch. Pärchen in ihrem 3-4 tägigen Honeymoon. Ständig und überall am Fotografieren und Posieren. Gerne auch auf einem rießigen aufblasbaren Schwan im Wasser vor dem Bungalow.
Auslastung bei der Anreise 60%, später gefühlt voller.
Es gibt einen klaren Dresscode in den Spezialitäten-Restaurants, dieser wird auch bei der Anreise nochmals eingeschärft: Herren am Abend in langer Hose und Hemd/Poloshirt mit Kragen, im "Air" wäre auch eine gepflegte kurze Hose in Ordnung.

 

RESTAURANTS

Wir hatten HP gebucht. Frühstück immer im "Air", Abendessen im Air inklusive, für Mahlzeiten im Aqua, Stars, Sushi oder Wine-Loft wird ein Meal-Credit (ca. 70 $) angerechnet. Anmeldung für die Spezialitätenrestaurants erforderlich.
Frühstücksbuffet sehr umfangreich und ordentlich, frisch gepresster Saft, Birchermüsli von sehr guter Qualität, jede Menge süße Teilchen sowie herzhafte Gerichte bis zum Fishcurry (das ich mir eher abends gewünscht hätte...).

Mittags besteht die Möglichkeit gegen Aufpreis Snacks oder größere Gerichte auf das Zimmer zu bestellen (Pizza Margarita 14$++, Salat ab 18$++), im Air oder Stars zu essen (Pasta im Stars war ziemlich geschmacksneutral und nur lauwarm) oder Snacks in der Latitude Bar (Club Sandwich mit Pommes 26$++, Chicken Quesadilla 24$++, Sushi-Auswahl 28$++). Abends im Air dann wechselnde Buffets, wobei die meisten Speisen an verschiedenen Livecooking-Stationen frisch zubereitet wurden. Deutlich asiatischer Einschlag, die jeweilige "Motto-des-Abends"-Zuordnung war für mich außer bei der Malediven-Nacht nicht zu erkennen. Ich hätte mir jeden Abend eine Ecke mit Curry-Gerichten gewünscht, war leider nicht vorhanden. Göttliche und allein schon optisch umwerfende Nachspeisenauswahl, täglich drei Sorten Eis, Torten, Obst...

Vom im Vorfeld so viel gelobten Aqua waren wir ziemlich enttäuscht: Die Location traumhaft mit einzelnen kleinen Terrassen über das Meer gebaut und sehr privatem Tisch. Es gibt einen neuen Restaurant-Manager, irgendwas griechisches, hab den Namen vergessen. Unser Kellner war eine Trantüte und der ganze Service sehr fraglich. Wir bestellten die Seafoodplatte nach unseren Wünschen, erhielten dann aber ungefragt noch Muscheln, die niemand von uns isst und die auch nicht auf der Karte standen. Ansonsten war der Inhalt eher überschaubar für den stolzen Preis (130$++). Eine bestellte Wasserflasche wurde vergessen. Bei der Nachspeise vertrauten wir auf die Empfehlung des Kellners (dafür musste zunächst jedoch eine kleine Umfrage gestartet werden, weil der erste Kellner keine Empfehlung abgeben konnte). Die Empfehlung war dann allerdings nicht mehr vorrätig und wir bekamen ungefragt einen anderen Nachtisch hingestellt. War dann auch unser letzter Besuch im Aqua.
Im Stars hatten wir das abendliche Menü, das war ordentlich. Die anderen beiden Restaurants und das Barbecue (kein Meal-Kredit) haben wir nicht besucht.

ABENDUNTERHALTUNG

Gerne haben wir allabendlich in der Latitude-Bar den Sundowner-Cocktail des Tages für 12$++ verköstigt. Ansonsten alkoholische Cocktails ab 16$++. Leckere selbst gemachte Limonade (Ginger-Ade) für 6$++, Smoothies, Milchshakes. Die Qualität der Getränke war leider (wie bei den Speisen in allen Restaurants und dem Room-Service auch) sehr Mitarbeiter- und tagesformabhängig. Man konnte nicht darauf vertrauen, dass ein und das selbe Produkt immer gleich schmeckte. Hier ist aus meiner Sicht noch deutlich Luft nach oben.

Abends gab es in der Latitude Bar mal Livemusik, mal einen Kinofilm unter freiem Himmel, mal Informationen von der Meeresbiologin (es gibt ein Programm zur Identifizierung der zahlreichen Schildkröten am Hausriff, wer eine neue findet, darf ihr einen Namen geben) oder der Tauchbasis. Freitags klassisch Bodu-Beru. Samstag ab 18:30 Uhr Manager-Cocktail.

 

HAUSRIFF

Vorneweg: Das Hausriff ist nicht zu vergleichen mit anderen bislang besuchten Hausriffen, da es sich um eine partielle Riffkante sowie einzelne große Korallenblöcke im teilweise recht schnell recht tiefem Wasser handelt. Aus meiner Sicht, auch wenn die Korallen teilweise ziemlich hin waren, ein reizvolles Schnorchelrevier, allerdings sicherlich nicht wie werbewirksam behauptet eines der schönsten Hausriffe der Malediven. Es gibt drei Hauptschnorchelareale. Das erste direkt am Oststrand, Einstieg von überall möglich, da vereinzelte, teils kleinere, teils größere Blöcke, teilweise durch eine kürze (oder auch mal längere) Schwimmstrecke durch das teilweise recht tiefe Blauwasser zu erreichen. Der schönste (und auch einsamste) Block befindet sich ca. 100 m vor dem Spa. Man trifft die üblichen kleinen Rifffische, Octopusse, Schildkröten und den ein oder anderen Hai. Insgesamt aber deutlich weniger Fisch als an den Hausriffen der benachbarten Inseln Bandos, Thulhagiri und Ihuru. Kaum Strömung, für Anfänger gut geeignet. Das zweite Revier befindet sich im Bereich des Aqua Restaurant, hier gehen auch die Taucher ans Riff. In diesem Gebiet haben wir immer eine der beiden großen "Hausschildkröten" Xheng und Chloe gesehen. Ansonsten mündet hier aber auch das Abwasserrohr. In der "braunen Wolke" tummeln sich die Fische, ich fands zum Schnorcheln nicht ganz so schön...

Ein tolles Schnorchelareal schließt sich an die Escape Wasservillen an. Ein Einstieg befindet sich bei der Rezeption der Escape Wasservillen. Man muss dann noch etwas rausschwimmen bis zur Riffkante. Hier kann es auch schon mal etwas mehr Strömung haben. Je weiter man in Richtung Spitze des Wasserbungalow-Stegs schwimmt um so lebendiger und schöner wird es. Ca. 100 m vor der Spitze des Wasserbungalow-Stegs wird die Riffkante plötzlich wieder ganz flach, hier befindet sich ein schöner Korallengarten. Einen Schnorchelausflug in dieses Areal sollten aber nur erfahrene Schnorchler unternehmen, das ist wirklich schon weit draußen und hat auch ganz gut Strömung.

Das Schnorchelequipment kann man für die Zeit des Aufenthalts kostenlos im Wassersportzentrum leihen.

 

TAUCHEN

An der Tauchbasis herrschte wenig Betrieb, bei der Morgen-Ausfahrt meist 2-4 Taucher, Nachmittag-Ausfahrt mit 1-2  Tauchern, Nachttauchgang wurde zwar angeboten, hat aber niemand dran teilgenommen.

Nette Crew, sehr hilfsbereit, montiert und wäscht, man muss im Grunde nur tauchen. Preis inkl. Leihequipment für 3 TG (einer davon als Review): 418$.

 

SPA

Sehr ansprechend über dem Meer als Nebensteg zu den Escape-Watervillen errichtet. Personal überwiegend thailändisch. Ich habe einige der special offers getestet. Die Massagen sind wenig individuell, man hat nicht das Gefühl, dass besonders auf "Problemzonen" eingegangen wird, vielmehr wird ein festes Schema abgespult.

Schade fand ich, dass der Ruhebereich mit den Cabanas über dem Meer auf der Terrasse des Behandlungsraums oder im allgemeinen Bereich nicht genutzt wird. Die Ruhezeit nach der Massage besteht aus einem Getränk, dass man auf einem Stuhl sitzend neben der Spa-Rezeption erhält. Da ist noch Luft nach oben.

 

FAZIT

Würde ich Bodu Hithi nochmals buchen? Jein. Aus meiner Sicht stimmt das reguläre Preis-Leistungsverhältnis nicht, zumindest nicht in der Beachvilla. Wir hatten ja durch die Umbuchung quasi ein Gratis-Upgrade. Dafür war es in Ordnung, mehr hätte ich aber auch nicht gezahlt. Die Nebenkosten sind saftig, wir haben pro Person und Tag bei HP nur für Essen und Getränke ca. 70 Euro zusätzlich ausgegeben.

Die Bungalows und öffentlichen Bereiche bedürfen einer Renovierung (Schimmel im Bereich der Klimaanlage in der Latitude Bar, lose Stegplatten im Aqua, hervorstehende Holzsplitter auf unserer Terrasse, Pilzwachstum an der Cabana, Termiten in allen Außentischen des Air Restaurants...). Wenn man auf einen eigenen Pool und riesen-Bungalow bzw. Wasservilla verzichten kann ist aus meiner Sicht Ihuru eine sehr gute Alternative, hier hat für mich das Gesamtpaket und die ehrliche Gastfreundschaft eher gepasst.